Kultursommer 2010. Roman Engel schlägt die Zeit mit knüppelharter Musik und Killerspielen tot. Beim Hochschulsport begegnet ihm Julia. Sie ist aufregend anders und begeistert sich sogar für schwedischen Prog Metal! Roman schwebt auf rosa Wolken – bis er ihr Geheimnis erfährt: Julia hieß ursprünglich Julian, sie wurde als biologischer Junge geboren und wünscht sich eine geschlechtsangleichende Behandlung. Ein rätselhafter therapeutischer Rat schickt das ungleiche Paar auf eine Odyssee durch das nächtliche Ruhrgebiet.
Transmission ist eine tragikomische Lovestory und ein rasanter Roadtrip, der in einem Fechtturnier auf der Autobahn gipfelt. Autorin Pia Lüddecke und E‑Gitarrist Ernest präsentieren ausgewählte Buchszenen in einer Lese-Show mit Rockmusik. Wie schon bei den Romanen „Geister“ und „In Dreams“ wird mit verteilten Rollen vorgetragen. Ernest bettet die Geschichte in atmosphärische Soundlandschaften.
Pia Lüddecke kam 1981 in Recklinghausen zur Welt. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Ruhr-Universität Bochum und an der Newcastle University in England. Sie lebt und arbeitet im Ruhrgebiet.
Die Autorin Britt Glaser aus Oer-Erkenschwick bildet mit Brigitte Vollenberg ein Autorenduo, das mit „Meistens ist es Mord“ eine Sammlung von Kurzkrimis verfasst hat. Da wird schon einmal der Golfschläger anderweitig verwendet oder einsame Entscheidungen führen zu weitaus gravierenderen Folgen als gedacht.
In allen Geschichten verbergen sich Begegnungen aus dem alltäglichen Leben. Schnell führt die Liebe zur Katastrophe, wird aus inniger Zuneigung Mord und ein unbefriedigtes Gerechtigkeitsempfinden führt zu einer Straftat. Was es bedeuten kann, einfach nicht zuzuhören, ist nahe an der Realität.
Aber auch Zufälle oder Missverständnisse haben oftmals die Hand im Spiel und steuern auf ein mörderisches Ende hin.
Die skurrilen und teilweise makabren Texte sind aus dem Augenwinkel der Unterhaltung geschrieben und bilden hoffentlich nicht die Realität ab. Dennoch werden Sequenzen aufblitzen, in denen sich der Leser wiederfinden wird.
Eintritt: 5 €
Karten können direkt an der Servicetheke im Haus der Bildung über Tel. 02361–50-1924 oder ‑1925 reserviert (Reservierungen gelten max. 1 Woche ), sowie an der Abendkasse gekauft werden.
Cornwall, Südengland: Malerische Meeresküsten, wogende Gräser, traumhafte Gärten und beeindruckende Herrenhäuser. Die Welt der Rosamunde Pilcher. Doch die meisten kennen sie nur aus ZDF-Fernsehfilmen. Dabei hat die englische Autorin (1924–2019) literarisch so viel mehr zu bieten.
Die professionellen Sprecher Lilian Wilfart und Wolfgang Tischer lesen anlässlich ihres 100. Geburtstages Erzählungen von Rosamunde Pilcher in deutscher Übersetzung vor. Dazu wird Cream Tea und britisches Gebäck gereicht.
Eintritt: 10 €
Karten können direkt an der Servicetheke, unter stadtbibliothek@recklinghausen.de oder über 02361/50–1919 reserviert und gekauft werden.
Tucholsky gilt als einer der wichtigsten Publizisten der Weimarer Zeit. Eine herausragende Stimme des demokratischen Fortschritts und ein Warner vor falschen Ideologien.
Mit der Erzählung „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ trat er 1912 ans Licht der Öffentlichkeit. Er verarbeitete literarisch ein gemeinsames Wochenende mit seiner späteren Ehefrau Else Weil (gest. in 1942 in Auschwitz). Sein für die damalige Zeit ungewohnt verspielt-erotischer Erzählton und leicht-ironischer Schreibstil machte ihn erstmalig einem größeren Publikum bekannt.
Der Jazz war in der damaligen Zeit noch in den Kinderschuhen, brach sich aber schon nach dem ersten Weltkrieg auch in Deutschland seine Bahn.
Unter dem Pseudonym „Peter Panter“ äußerte sich Tucholsky mehrfach über die Musik aus Amerika mit ihren „Synkopen“ und den gegen den Takt hämmernden Schlagzeugen… In diesem Sinn untermalt und deutet der Jazz auch die jugendliche Unbeschwertheit und Leichtigkeit der Erzählung „Rheinsberg“.
Gabriele Droste als Rezitatorin und die beiden Jazzmusiker Moritz Götzen und Ingo Marmulla lassen die im leichten und ironischen Stil verfasste Erzählung Tucholskys lebendig werden.
Nichts bewegt uns so sehr wie die Liebe. Diese Erfahrung macht auch Bernard Vautrot in dem Roman „Vielleicht die letzte Liebe“. Der Witwer hat genug von den Krisen der Welt, von Klimawandel und Krieg. Er will sich zurückziehen, doch dann begegnet er auf dem Friedhof einer jungen Fotografin und alles ändert sich. Die Geschichte erzählt vom Leben in seinen buntesten Farben.
Schlager rund um die Liebe bilden den musikalischen Rahmen.
Jean Tobelmann, Gastronom in dritter Generation, hat einen eigenwilligen Stammgast – der junge Sourie erforscht mit leidenschaftlichem Ernst, wovon die meisten Menschen lieber schweigen: das Ende des Lebens. Warum? Tobelmann geht der Geschichte des humorvollen Exzentrikers auf den Grund und stößt dabei auf etwas, das verständlicher und zugleich unbegreiflicher nicht sein könnte, etwas, das weit über Souries Amour fou mit der gemeinsamen Freundin Tessa und die Verbundenheit der beiden Männer hinausweist.
Schwerelos, mit feiner Ironie und Beobachtungsgabe erzählt Husch Josten von den Fallstricken des Lebens. Von wahrer Freundschaft, falschen Entscheidungen, der Suche nach Sinn und von der Liebe – unserer einzigen Waffe gegen die Sterblichkeit.
Husch Josten, geboren 1969, studierte Geschichte und Staatsrecht in Köln und Paris. Sie volontierte und arbeitete als Journalistin in beiden Städten, bis sie Mitte der 2000er-Jahre nach London zog, wo sie als Autorin für Tageszeitungen und Magazine tätig war. 2011 debütierte sie mit dem Roman „In Sachen Joseph“, der für den aspekte-Literaturpreis nominiert wurde. 2012 legte sie den vielgelobten Nachfolger „Das Glück von Frau Pfeiffer“ vor und 2013 den Geschichtenband „Fragen Sie nach Fritz“. 2014 erschien „Der tadellose Herr Taft“ sowie zuletzt die Romane „Hier sind Drachen“ (2017) und „Land sehen“ (2018) im Berlin Verlag. 2019 wurde ihr der renommierte Literaturpreis der Konrad- Adenauer-Stiftung verliehen. Husch Josten lebt heute wieder in Köln.
RENÉ AGUIGAHS BRILLANTES PORTRÄT VON JAMES BALDWIN
James Baldwin (1924–1987) gehört zu den wichtigsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Schon zu Lebzeiten machten ihn seine Bücher „Giovannis Room” und „The Fire Next Time” berühmt und brachten ihn auf die Coverseite des „Time Magazine”. Aber Baldwin war schwarz und schwul, die Gesellschaft, in der er lebte, rassistisch und schwulenfeindlich. Aus dieser Spannung ist ein einzigartiges Werk entstanden, das die Tore weit aufgestoßen hat, durch die Generationen von Aktivisten nach ihm gegangen sind. Am 2. August 2024 wäre der große Autor, den manche einen Propheten nannten, 100 Jahre alt geworden.
In seinem elegant geschriebenen Porträt skizziert Baldwin-Kenner René Aguigah das Leben Baldwins von der Herkunft in ärmlichen Verhältnissen in Harlem bis zur Flucht vor dem alltäglichen Rassismus nach Paris, seinen rasanten Aufstieg zu einem gefragten Redner und seine Beziehungen mit Martin Luther King und Malcolm X. Vor allem aber begibt sich Aguigahs essayistisches Buch auf die Suche nach dem, was Baldwin uns heute noch mitzuteilen hat. Es fragt nach dem Verhältnis zwischen seinem Künstlertum und Aktivismus, der Spannung zwischen Literatur und Politik, seinem Eintreten für Minderheiten und seinen universalistischen Überzeugungen. Baldwin, der Hass so gut kannte, hielt in seinen Romanen und Essays an der Liebe als Hoffnung fest. Aguigah porträtiert ihn als Zeugen – einer Zeit der Gewalt und des Unrechts, die bis heute fortexistieren.
„Du hast mir eine Sprache gegeben, in der ich wohnen kann.” Toni Morrison, Literaturnobelpreisträgerin, über James Baldwin
Ein sprachmächtiger Zeuge von Gewalt und Unrecht
Die Hoffnung auf Liebe in Zeiten des Hasses
100. Geburtstag von James Baldwin am 2. August 2024
René Aguigah ist Kulturjournalist und leitet das Ressort Literatur, Philosophie, Religion bei Deutschlandfunk Kultur.
Christine Westermann: Die Familien der anderen – Mein Leben in Büchern
Bücher sind aus Christine Westermanns Leben nicht mehr wegzudenken, obwohl ihr Weg zu ihnen eher einem Hindernislauf glich. Mit wunderbarer Selbstironie, elegant und ehrlich erzählt sie, wie sie zu den Büchern (und Thomas Mann) fand – und begibt sich dabei auf eine fesselnde Zeitreise in ihre eigene Familiengeschichte.
An den „Zauberberg“ von Thomas Mann hat sich Christine Westermann lange nicht herangewagt, obwohl er oben im Regal ihrer Eltern stand. Mit welchen Büchern ist sie aufgewachsen, welche sind bis heute mit ihrem Leben verknüpft? Warum hat das Lesen lange Zeit nur eine kleine Rolle in ihrem Leben gespielt? Wie kam sie dazu, Buchempfehlungen fürs Radio zu machen? Mit großer Verve schreibt Christine Westermann über die Lust zu lesen und die damit eng verbundene Neugier auf das Leben der anderen. Mit diesem Buch taucht sie ein in die wechselvolle Geschichte ihrer Familie – und in die vielen Bücher, die sie geprägt haben.
Deutschlands bekanntester Literaturkritiker Denis Scheck hält in seinem neuen Buch furchtlos Strafgericht über die SPIEGEL-Bestsellerlisten der letzten 20 Jahre: Welche Bücher sind ärgerliche Zeitfresser, welche beglückende Lebensbegleiter? Schecks Bestsellerbibel lehrt, wie man Spreu von Weizen, Säue von Perlen unterscheidet – und stiftet die Zehn Gebote des Lesens. Von der Frage, wie man sich in ein Buch verliebt, bis hin zur Bedeutung von Literatur in Zeiten der Einsamkeit – Denis Scheck nimmt uns mit auf eine literarische Zeitreise durch die Höhen und Tiefen der deutschen Leselandschaft.
Eröffnungsveranstaltung der Literaturtage Recklinghausen 2024 Begrüßung: Bürgermeister Christoph Tesche
Jörg Hartmann: Der Lärm des Lebens
Jörg Hartmann erzählt auf hinreißende Weise seine Geschichte und die seiner Eltern und Großeltern. Es ist eine Liebeserklärung an die Kraft der Familie – und an den Ruhrpott. Ob es um die Situation seiner gehörlosen Großeltern im Nationalsozialismus geht, die Lebensklugheit seiner Mutter, die für kurze Zeit eine Pommesbude betrieb, die Demenzerkrankung seines Vaters, der Dreher und leidenschaftlicher Handballer war, die vielen skurrilen Erlebnisse in der Großfamilie oder um Schlüsselbegegnungen, die er als Schauspieler hatte – immer hält Hartmann die Balance zwischen Tragik und Komik.
Er hat dabei einen kraftvollen Erzählton – persönlich, berührend, humorvoll. Und fragt: Warum kehren wir immer wieder zu unseren Wurzeln zurück?
Jörg Hartmann gehört zu den bedeutendsten deutschen Charakterdarstellern. 1969 geboren, wuchs er in Herdecke, im Ruhrpott, auf. Nach seiner Schauspielausbildung und verschiedenen Theaterengagements wurde er 1999 Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. Fernsehproduktionen wie „Weissensee“ oder der Dortmund-Tatort, in dem er Kommissar Faber spielt, machten ihn einem breiten Publikum bekannt; im Kino war er etwa in „Wilde Maus“ oder zuletzt in „Sonne und Beton“ zu sehen. Jörg Hartmann wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis. Für den Tatort „Du bleibst hier“ schrieb er das Drehbuch. Er hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Potsdam.